Balanced Tourism - Südsteiermark
Lösungsorientierte Besucher:innenlenkung für die Erlebnisregion Südsteiermark
Motivation und Ausgangssituation
Die Südsteiermark ist eine typische Wochenend-Destination mit dynamischen Besucher:innenzahlen. Besonders entlang der malerischen Weinstraßen führt die hohe Attraktivität zu lebhaften Besucher:innenströmen und einem erhöhten Verkehrsaufkommen, da viele Gäste - insbesondere Tagesgäste - mit dem Privat-PKW anreisen.
Das Projekt zur Besucher:innenlenkung des Tourismusverbandes Südsteiermark zielt darauf ab, touristische Hotspots zu identifizieren, diese zu entlasten und ein Gleichgewicht zwischen dem Erlebnisraum für Gäste und dem Lebensraum für Einheimische herzustellen. Unser innovatives Projekt kombiniert anonymisierte Mobilfunkdaten mit Vor-Ort-Befragungen, um Besucher:innenströme präzise zu analysieren und nachhaltige Lenkungsmaßnahmen abzuleiten. Durch gezielte Maßnahmen zur Besucher:innenlenkung soll die Tourismusakzeptanz in der Region gesichert und verbessert werden, um langfristig die Lebens- und Erlebnisqualität zu erhöhen.
Durch den Einsatz modernster Data-Analytics-Technologien ("Tourism Insights") des externen Projektpartners Invenium Data Insights GmbH werden anonymisierte und aggregierte Mobilfunkdaten genutzt, um präzise und objektive Analysen zu Besucher:innenströmen zu erstellen. Ergänzt durch qualitative Erhebungen vor Ort können gezielte Strategien entwickelt werden. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der Technischen Universität Graz, die mit ihrer Expertise in Mobilitätsanalysen die Dateninterpretation unterstützt.
Wichtigste Meilensteine
Status-Quo-Erhebung: Eine Analyse bestehender Besucher:innenströme anhand von Mobilfunkdaten lieferte Erkenntnisse des Mobilitätsaufkommens in der Region. Verglichen wurden dabei die Daten von Jänner/Februar 2024 mit den Monaten der Hauptsaison September und Oktober 2024. Dabei wurden mögliche Hotspots identifiziert.
Datenvalidierung und Erweiterung: Auf Basis der ersten Erhebungen wurden weitere Messpunkte eingerichtet sowie der Grundstein für die Vor-Ort Befragung definiert. Hier wurde im Grundsatz zwischen zwei Besucher:innentypen unterschieden, und zwar in Übernachtungsgäste und Tagesgäste, da diese Gruppen unterschiedliche Mobilitätsbedürfnisse aufweisen. Insgesamt wurden knapp 1.300 Personen im Zeitraum von Ende September bis Anfang Dezember 2024 befragt.
Entwicklung von Besucher:innelenkungsstrategien: In der dritten Projektphase werden konkrete Besucher:innenlenkungsstrategien entwickelt. Ein interaktiver Workshop mit Stakeholdern definiert die Basis zur Validierung und Umsetzung.
Erlebnisregion Südsteiermark, Steiermark
838.955 Nächtigungen, davon fallen knapp 90% der Nächtigungen auf die Zeit von März bis Oktober (Tourismusjahr 1.11.23 – 31.10.24)
Die Region ist bekannt für ihren Wein und die malerische Hügellandschaft. Sie bietet vielfältige Kulinarik – von Buschenschänken über regionale Restaurants bis hin zu Fine Dining. Drei Weinstraßen verlaufen durch die Region, wie die Südsteirische Weinstraße. Zahlreiche Wander- und Radtouren laden zur aktiven Erkundung ein. Auch regionale Kunst und Kultur prägen das Angebot.
Weitere Informationen: www.suedsteiermark.com
Für Rückfragen:
Claudia Peschmann, TVB Südsteiermark
peschmann@suedsteiermark.com
Nicole Reiterer, TVB Südsteiermark reiterer@suedsteiermark.com
Chancen
Die Südsteiermark entwickelt sich in langsamen Schritten zur Ganzjahresdestination, insbesondere haben sich die Monate von Mitte/Ende März bis Anfang November als touristische Saison etabliert.
Daraus ergibt sich die Zielsetzung für die Lenkungsmaßnahmen: Wie kann die Südsteiermark „gesund“ wachsen, ohne den motorisierten Individualverkehr weiter zu fördern und somit in der Region langfristig „Balanced Tourism“ bewerkstelligt werden?
Der größte Hebel für eine weitere verträgliche Gestaltung des Tourismus ist das Thema Mobilität – die öffentliche Anreise muss attraktiver werden. Dies betrifft insbesondere Stammgäste in der Altersgruppe 50+, die nach vielen Südsteiermark-Aufenthalten mit dem PKW eine Verhaltensänderung vollziehen sollen. Zudem müssen auch Betriebe eine öffentliche Anreise aktiv unterstützen und bewerben.
Ein ganzheitliches Mobilitätskonzept für die Erlebnisregion Südsteiermark wird dabei als zentrales Element fungieren. Zeitliche und räumliche Entlastung bzw. Verteilung der Gäste kann mit gezielten Marketingmaßnahmen beeinflusst werden.
Erfahrungen und Herausforderungen
In der Erlebnisregion Südsteiermark zeigt sich aktuell kein flächendeckender Overtourism. Allerdings gibt es während der Hauptsaison einige stark frequentierte Orte, vor allem an Wochenenden. Besonders auffällig ist dabei die hohe Anzahl von Tagesgästen an Sonntagen. Die Anreise erfolgt trotz Besitz von Klimatickets hauptsächlich mit dem PKW. Öffentlicher Verkehr wird vielfach als unflexibel wahrgenommen, was seine Nutzung stark einschränkt.
Zukunftsperspektiven
Das Mobilitätskonzept wird das Herzstück des geplanten Besucher:innenlenkungskonzepts bilden. Darüber hinaus kann eine zeitliche und räumliche Entzerrung der Gäste durch gezielte Marketingmaßnahmen erreicht werden – etwa durch die Bewerbung weniger frequentierter Orte oder Besuche außerhalb der Hochsaison.