Balanced Tourism - Region Pyhrn-Priel
Integriertes Mobilitäts- und Besucher:innenlenkungsmanagement

02.06.2025

Motivation und Ausgangssituation

Die Initiative wurde eingereicht, um der zunehmenden Überlastung durch Besucher:innen in der alpin-ruralen Region Pyhrn-Priel systematisch entgegenzuwirken. Bereits frühere Versuche zur regionalen Parkraumbewirtschaftung zeigten den dringenden Bedarf an koordinierten, ganzheitlichen Lösungen, wurden jedoch nur teilweise umgesetzt. Insbesondere saisonale Spitzenzeiten und wetterbedingt hohes Besucher:innenaufkommen führen regelmäßig zu Überfüllung an beliebten Ausflugszielen wie Hengstpass, Pyhrnpass, Gleinkersee, Dr. Vogelgesangklamm, Schiederweiher, Gowilalm und der Wurzeralm. Diese sogenannte Overcrowding-Problematik verursacht erhebliche ökologische und soziale Belastungen: Staus, wildes Parken, Müllprobleme, Veralgung des Sees durch Fäkalieneintrag sowie zunehmende Konflikte zwischen Gästen und der lokalen Bevölkerung.

Die aktuellen Herausforderungen lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Überfüllte Parkplätze und Hotspots beeinträchtigen sowohl das Besuchserlebnis als auch die Lebensqualität der Anrainer:innen.

  • Mangel an Alternativen im Bereich Mobilität, insbesondere Last Mile-Verbindungen.

  • Fehlende integrierte Informations- und Kommunikationsstrategien, die eine gezielte Besucher:innenlenkung erschweren.

  • Keine flächendeckende, datengestützte Steuerung des Besucher:innenflusses, wodurch

Maßnahmen oft reaktiv statt präventiv erfolgen. Ein umfassendes, integriertes Mobilitäts- und Besucherlenkungsmanagement ist daher notwendig – mit präzisen Daten, zielgerichteten Maßnahmen und einem Fokus auf nachhaltige Akzeptanz durch Bevölkerung und Tourismuswirtschaft. Die Region Pyhrn-Priel, als Modellregion der Initiative IN UNSERER NATUR! für Naturraumkonzepte sowie digitale Besucher:innenlenkung und -information, bietet ideale Voraussetzungen für die Umsetzung und den Transfer von Lösungen.

Pilotstandorte

Schiederweiher: Bekannt durch TV-Format „9 Plätze – 9 Schätze“, Bestehendes Mobilitäts- und Parkraumkonzept vorhanden, dennoch anhaltend hoher Andrang, unzureichende Lenkung und wenig besucherfreundliche Beschilderung

Gleinkersee: Beliebter Bade-Hotspot und Ausgangspunkt f. Wanderungen, Talschlusslage verursacht starkes Verkehrsaufkommen, noch keine öffentliche Anbindung vorhanden.

Wichtigste Meilensteine

  • Aufbau eines strukturierten Prozesses und Etablierung einer regionalen Projektsteuerungsgruppe mit regelmäßigem Austausch.

  • Aufbau einer tragfähigen Gesprächsbasis mit zentralen Akteur:innen, inklusive frühzeitiger Einbindung der Grundbesitzer:innen.

  • Auswertung der Besucher:innenfrequenz und Verweildauer anhand der Mobilfunkdaten von IN UNSERER NATUR! zeigte Bedarf für eine stündliche Taktung an Sommer- Wochenenden und Feiertagen.

  • Erste Erfolge durch die Analyse von Mobilfunkdaten aus dem Projekt IN UNSERER NATUR!, z.B. die Umsetzung einer stündlichen Busverbindung an Wochenenden ab2026/27 zur Abfederung der Besuchsspitzen und Möglichkeit eines öffentlichen Verkehrsmittels für die letzte Meile

  • Identifikation von zwei dringlichen Hotspots – Gleinkersee und Schiederweiher – gemeinsam mit Stakeholdern.

  • Vor-Ort-Begehungen und Beobachtungen an beiden Hotspots mit relevanten Akteur:innen zur konkreten Maßnahmendefinition.

  • Erfahrungsaustauch mit weiterer oberösterreichischer Region bzgl. Parkraumbewirtschaftung

  • Visionsworkshops und Definierung der nächsten Schritte zur Umsetzung nach Projektende

Die Region auf einen Blick

Region Pyhrn-Priel, Oberösterreich

Knapp 600.000 Nächtigungen, davon 55% Sommer, 45% Winter (Tourismusjahr 1.11.23 – 31.10.24)

Die Region bietet Bergerlebnis 365 – mit Skifahren im einzigen alpinen Ski-Weltcup-Gebiet Oberösterreichs sowie Wandern und Radfahren auf über 600 km Wanderwegen und 1.000 km Radwegen. Die Pyhrn-Priel Cards bieten rund 50 Gratis- und 20 Bonusleistungen, etwa für Bergbahnen, Museen und Bäder.

Weitere Informationen: www.urlaubsregion-phyrn-priel.at

Für Rückfragen:

Martina Niederberger, IFAU - Institut für Angewandte Umweltbildung
martina.niederberger@in-unserer-natur.at 

 

Erfahrungen und Herausforderungen

  • Eine teils belastete Gesprächsbasis durch frühere, nicht erfolgreiche Projekte musste zunächst mühsam wiederaufgebaut werden.

  • Unklarheiten über Besitzverhältnisse führten zu Verzögerungen im Projektverlauf.

  • Skepsis gegenüber neuen Technologien und potenziellen Mehrkosten stellt eine zusätzliche Hürde dar.

  • Die Akzeptanz möglicher Maßnahmen durch Gäste und Einheimische ist schwer einzuschätzen – gleichzeitig besteht Konsens über die Dringlichkeit.

  • Eine gemeinsame Vision für die Region fehlt mancherorts, was die Entwicklung konkreter Maßnahmen erschwert.

  • Es bestehen unterschiedliche Perspektiven zwischen innovativen und konservativeren Akteur:innen, was den Dialog herausfordernd macht.

Zukunftsperspektive

In der Region

Die durch das Projekt ersten gesetzten Schritte in Richtung eines Integrierten Mobilitäts- und Besucherlenkungsmanagements für die Gesamtregion Pyhrn- Priel weiterentwickeln und möglicherweise auf die gesamte zusammengeschlossene DMO Pyhrn-Priel – Bad Hall – Steyr und die Nationalpark Region übertragen

Innovative Schritte setzen, um die Standorte Gleinkersee und Schiederweiher zu Vorzeigeprojekten bezüglich Mobilität und Besucher:innenlenkung zu machen

  • Projektskizzen für Umsetzungsprojekte mit Projektidee, Zielformulierung, Maßnahmenbeschreibung, Zeitplanung und Kostenschätzung

  • Darstellung von möglichen Varianten und good-practice Vorbildern

  • Mittelfristig: optimiertes ÖV-Angebot, Online-Reservierung von Parkplätzen, Implementierung einer Echtzeitauslastungsanzeige mit Vorschlägen für alternative Ziele.

IN UNSERER NATUR!

  • Vertiefte Nutzung und Auswertung von Mobilfunkdaten zur bedarfsgerechten Maßnahmenplanung.

  • Entwicklung eines Handlungsleitfadens zum Parkraummanagement/- bewirtschaftung und Einbindung der Erkenntnisse

  • Übertragung der Erkenntnisse auch auf weitere Regionen Oberösterreichs