Balanced Tourism - Region Pyhrn-Priel
Integriertes Mobilitäts- und Besucher:innenlenkungsmanagement
Motivation und Ausgangssituation
Die Initiative wurde eingereicht, um der zunehmenden Überlastung durch Besucher:innen in der alpin-ruralen Region Pyhrn-Priel systematisch entgegenzuwirken. Bereits frühere Versuche zur regionalen Parkraumbewirtschaftung zeigten den dringenden Bedarf an koordinierten, ganzheitlichen Lösungen, wurden jedoch nur teilweise umgesetzt. Insbesondere saisonale Spitzenzeiten und wetterbedingt hohes Besucher:innenaufkommen führen regelmäßig zu Überfüllung an beliebten Ausflugszielen wie Hengstpass, Pyhrnpass, Gleinkersee, Dr. Vogelgesangklamm, Schiederweiher, Gowilalm und der Wurzeralm. Diese sogenannte Overcrowding-Problematik verursacht erhebliche ökologische und soziale Belastungen: Staus, wildes Parken, Müllprobleme, Veralgung des Sees durch Fäkalieneintrag sowie zunehmende Konflikte zwischen Gästen und der lokalen Bevölkerung.
Die aktuellen Herausforderungen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Überfüllte Parkplätze und Hotspots beeinträchtigen sowohl das Besuchserlebnis als auch die Lebensqualität der Anrainer:innen.
Mangel an Alternativen im Bereich Mobilität, insbesondere Last Mile-Verbindungen.
Fehlende integrierte Informations- und Kommunikationsstrategien, die eine gezielte Besucher:innenlenkung erschweren.
Keine flächendeckende, datengestützte Steuerung des Besucher:innenflusses, wodurch
Maßnahmen oft reaktiv statt präventiv erfolgen. Ein umfassendes, integriertes Mobilitäts- und Besucherlenkungsmanagement ist daher notwendig – mit präzisen Daten, zielgerichteten Maßnahmen und einem Fokus auf nachhaltige Akzeptanz durch Bevölkerung und Tourismuswirtschaft. Die Region Pyhrn-Priel, als Modellregion der Initiative IN UNSERER NATUR! für Naturraumkonzepte sowie digitale Besucher:innenlenkung und -information, bietet ideale Voraussetzungen für die Umsetzung und den Transfer von Lösungen.
Pilotstandorte
Schiederweiher: Bekannt durch TV-Format „9 Plätze – 9 Schätze“, Bestehendes Mobilitäts- und Parkraumkonzept vorhanden, dennoch anhaltend hoher Andrang, unzureichende Lenkung und wenig besucherfreundliche Beschilderung
Gleinkersee: Beliebter Bade-Hotspot und Ausgangspunkt f. Wanderungen, Talschlusslage verursacht starkes Verkehrsaufkommen, noch keine öffentliche Anbindung vorhanden.
Wichtigste Meilensteine
Aufbau eines strukturierten Prozesses und Etablierung einer regionalen Projektsteuerungsgruppe mit regelmäßigem Austausch.
Aufbau einer tragfähigen Gesprächsbasis mit zentralen Akteur:innen, inklusive frühzeitiger Einbindung der Grundbesitzer:innen.
Auswertung der Besucher:innenfrequenz und Verweildauer anhand der Mobilfunkdaten von IN UNSERER NATUR! zeigte Bedarf für eine stündliche Taktung an Sommer- Wochenenden und Feiertagen.
Erste Erfolge durch die Analyse von Mobilfunkdaten aus dem Projekt IN UNSERER NATUR!, z.B. die Umsetzung einer stündlichen Busverbindung an Wochenenden ab2026/27 zur Abfederung der Besuchsspitzen und Möglichkeit eines öffentlichen Verkehrsmittels für die letzte Meile
Identifikation von zwei dringlichen Hotspots – Gleinkersee und Schiederweiher – gemeinsam mit Stakeholdern.
Vor-Ort-Begehungen und Beobachtungen an beiden Hotspots mit relevanten Akteur:innen zur konkreten Maßnahmendefinition.
Erfahrungsaustauch mit weiterer oberösterreichischer Region bzgl. Parkraumbewirtschaftung
Visionsworkshops und Definierung der nächsten Schritte zur Umsetzung nach Projektende
Region Pyhrn-Priel, Oberösterreich
Knapp 600.000 Nächtigungen, davon 55% Sommer, 45% Winter (Tourismusjahr 1.11.23 – 31.10.24)
Die Region bietet Bergerlebnis 365 – mit Skifahren im einzigen alpinen Ski-Weltcup-Gebiet Oberösterreichs sowie Wandern und Radfahren auf über 600 km Wanderwegen und 1.000 km Radwegen. Die Pyhrn-Priel Cards bieten rund 50 Gratis- und 20 Bonusleistungen, etwa für Bergbahnen, Museen und Bäder.
Weitere Informationen: www.urlaubsregion-phyrn-priel.at
Für Rückfragen:
Martina Niederberger, IFAU - Institut für Angewandte Umweltbildung
martina.niederberger@in-unserer-natur.at
Erfahrungen und Herausforderungen
Eine teils belastete Gesprächsbasis durch frühere, nicht erfolgreiche Projekte musste zunächst mühsam wiederaufgebaut werden.
Unklarheiten über Besitzverhältnisse führten zu Verzögerungen im Projektverlauf.
Skepsis gegenüber neuen Technologien und potenziellen Mehrkosten stellt eine zusätzliche Hürde dar.
Die Akzeptanz möglicher Maßnahmen durch Gäste und Einheimische ist schwer einzuschätzen – gleichzeitig besteht Konsens über die Dringlichkeit.
Eine gemeinsame Vision für die Region fehlt mancherorts, was die Entwicklung konkreter Maßnahmen erschwert.
Es bestehen unterschiedliche Perspektiven zwischen innovativen und konservativeren Akteur:innen, was den Dialog herausfordernd macht.
Zukunftsperspektive
In der Region
• Die durch das Projekt ersten gesetzten Schritte in Richtung eines Integrierten Mobilitäts- und Besucherlenkungsmanagements für die Gesamtregion Pyhrn- Priel weiterentwickeln und möglicherweise auf die gesamte zusammengeschlossene DMO Pyhrn-Priel – Bad Hall – Steyr und die Nationalpark Region übertragen
• Innovative Schritte setzen, um die Standorte Gleinkersee und Schiederweiher zu Vorzeigeprojekten bezüglich Mobilität und Besucher:innenlenkung zu machen
Projektskizzen für Umsetzungsprojekte mit Projektidee, Zielformulierung, Maßnahmenbeschreibung, Zeitplanung und Kostenschätzung
Darstellung von möglichen Varianten und good-practice Vorbildern
Mittelfristig: optimiertes ÖV-Angebot, Online-Reservierung von Parkplätzen, Implementierung einer Echtzeitauslastungsanzeige mit Vorschlägen für alternative Ziele.
IN UNSERER NATUR!
Vertiefte Nutzung und Auswertung von Mobilfunkdaten zur bedarfsgerechten Maßnahmenplanung.
Entwicklung eines Handlungsleitfadens zum Parkraummanagement/- bewirtschaftung und Einbindung der Erkenntnisse
Übertragung der Erkenntnisse auch auf weitere Regionen Oberösterreichs